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Gelebte Tradition in der
Region Rübengeisterschnitzen mit dem Albverein Sigmaringendorf
Sigmaringendorf: Halloween hat eigentlich schwäbische Vorfahren. Lange
Zeit vor Kürbissen leuchteten die Rübengeister in unserer schwäbischen
Heimat. Kinder bettelten früher damit an den Türen bei Nachbarn und vor
allem bei Bauern für Essbares. Auch im 11. Jahr nach dem vom Schwäbischen Albverein in Sigmaringendorf wieder ins Leben gerufenen alten Brauch des Rübengeisterschnitzens ist der Zulauf der Kinder mit Familien ungebrochen. Über 120 Kinder konnte Oberrübengeist Wolfgang Metzger beim Vereinsheim an der Kleintierzuchtanlage begrüßen. Angestrengt blicken Lea und Ilka auf die vielen Rüben, die wieder von der Egelfinger Alb besorgt worden waren und die Auswahl fällt schwer. Soll sie eher rund oder doch etwas länglich sein? Ein paar Narben wie Runzeln dürfen schon dran sein. In der einen Hand hält Lea ein Messer, mit der anderen hält Ilka die ausgesuchte Rübe – und aus der soll einmal ein gruseliger Geist werden? Während Mama und Papa über die Schulter schauen, schneiden fleißige Helfer vom Albverein das obere Drittel der Frucht ab. Das soll später einmal den Deckel geben. Schnell füllen sich die bereitgestellten Tische und es wimmelt nur so von fleißigen Rübengeister- Schnitzern. Auch Michi, eine Studentin aus Südtirol, die im Dorf wohnt, ist mit dabei und hilft den Kindern. „Den Brauch kennen wir bei uns gar nicht, ich finde es einfach toll, so viele Kinder begeistern zu können. Ich bin nächstes Jahr wieder mit dabei“. Natürlich dürfen und müssen die Väter oder Mütter, teilweise auch Omas und Opas, gerne mithelfen. Auch Löffel kommen zum Einsatz und das Fruchtfleisch wird vorsichtig aus der Rübe gekratzt. Wolfgang Metzger erklärt den neu hinzu gekommenen, dass die Innenwände nicht zu dick bleiben sollen, damit der Rübengeist bei Dunkelheit auch richtig leuchten kann. Manche sind nicht zum ersten Mal dabei, man sieht, wie sie zielstrebig die Augen, Nase und Mund von dem Geisterkopf ausstechen. Der Mund bekommt noch schaurige Zähne und manche Nase wird dreieckig. Die ersten Kinder sind nach 30 Minuten schon fertig, andere gestalten ein Kunstwerk mit Blättern als Haare und Zahnstocher auf dem Kopf. „Die Kinder haben eine tolle Fantasie, man muss sie nur machen lassen“, stellt Hermann Brodmann fest, der auch wieder Flüchtlingsfamilien dazu eingeladen hatte. Nach einer kleinen Stärkung im Vereinsheim - ein Getränk und ein Stück Kuchen - ist es soweit. Wolfgang Metzger schart die Kinder mit ihren gruseligen Köpfen um sich und studiert einige Rübengeistersprüche ein. Erwartungsvolle Blicke der Kinder und volle Aufmerksamkeit ist gegeben, wenn der erste Versuch den eigenen Eltern gilt und es heißt: „Wir sind die Rübengeister und kommen aus dem Wald, wir springen über Hecken, um euch zu erschrecken“! Als es langsam dunkel wurde, startete der lange Umzug mit den vielen leuchtenden schaurigen Gesichtern zu den ersten Häusern ins Dorf runter. Bei Marianne Remensperger wird geklingelt und alle Kinder schreien den eingeübten Rübengeisterspruch in die Nacht hinein, Nach Aufsagen weitere Sprüche gibt es dann das gewünschte „Süße“ und die Kinderaugen leuchteten hell auf. Weiter über die Donaubrücke und übers Häldele führte der lange Zug ins Oberdorf, wo schon ein Lagerfeuer den nächsten Besuch bei Michaela und Andy ankündigte. Die Kinder drängten zur Türe, jeder wollte als erster klingeln und dann ertönte es erneut: „ Wir sind die Rübengeister und haben keinen Meister!“ Michaela kann nicht anders und verteilt großzügig die von Ihrer Familie gebastelten Geschenke an die Kinder. Nebenan in der ehemaligen Scheune gibt es dann von den Frauen des Albvereins noch die obligatorische Wurst im Wecken und frisch gepressten Apfelsaft. So mancher Erwachsene kommt zum Schluss ebenfalls noch in den Genuss einer Wurst und man trifft sich als Abschluss am Lagerfeuer. Die Familien gehen nach der großen Anstrengung mit den Kindern wieder nach Hause, dann wird der brennende Rübengeist auf dem reservierten Platz vor der Haustüre abgestellt und leuchtet noch tief in die Nacht hinein. |
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Fotos:
H.Brodmann,
W.Metzger
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Anzahl Bilder: 72 | Letzte Aktualisierung: 26.10.16 20:32 | Hilfe |