Am 21. Juni fallen die
kürzeste Nacht und der längste Tag des Jahres zusammen. Rund um den Tag
der Sonnwende werden im süddeutschen Raum und in Bayern Sonnwend- oder
Johannisfeuer entzündet. Sie ragen mehrere Meter in die Höhe und
leuchten in einem satten Rot-Orange in den Nachthimmel hinein. Häufig
werden sie von Vereinen wie dem Schwäbischen Albverein organisiert und
vorbereitet, wie in Sigmaringendorf, wo die Familiengruppe um Hermann
Brodmann diesen alten Brauch im Dorf vor Jahren wiederbelebt hat. Vor
allem die Familien mit Kindern, aber auch interessierte Erwachsene
besuchen jedes Jahr das Johannisfeuer. Es ist ein Teil des schwäbischen
Brauchtums und hat seinen Ursprung bereits in vorchristlicher
Zeit. Der glühende Feuerstapel soll schon beim Hineinschauen Heil
und Glück bringen und der Rauch soll auch die Menschen vor Krankheit
beschützen. Die Asche war früher wertvoll und wurde von den Bauern auch
auf die Felder gestreut, wodurch die oft karge Ernte ertragreicher
wurde. „Wenn Johannes ist geboren, gehen die langen Tage verloren“ – so
lautet eine alte Bauernregel. Am 25. Juni wird die Geburt Johannes des
Täufers gefeiert. Das ist das antike Datum der Sommersonnwende. Daran
erinnerte Hermann Brodmann, als er vom Brauchtum dieses Tages erzählte.
Bereits am Morgen waren fleißige Helfer der Familiengruppe unterwegs,
um Reisig und Holz aufzustapeln. Wichtig: Nur naturbelassenes Holz darf
verwendet werden, gestrichenes oder gar lasiertes Holz ist absolut
tabu. Auch die umliegenden Feuerwehren wurden informiert, nicht dass
man später von einem unnötigen und kostspieligen Besuch überrascht
wird. Eingeladen hatte die Familiengruppe ab 18.00 Uhr in die
Streuobstwiesen am Häselberg zwischen Sigmaringendorf und Scheer in den
Obstgarten von Hermann Brodmann. Würstchen braten, Stockbrot backen,
Lieder singen, Spiele und als Überraschung „eine Märchenerzählerin“,
standen auf dem Vorprogramm, das die Familien und die Kinder gerne
annahmen. Auch Flüchtlingsfamilien aus dem Fürstenhof in Sigmaringen
waren wieder zu Gast. Man kennt sich bereits von der Waldweihnacht oder
dem Rübengeisterschnitzen. Die Kinder und Erwachsenen aus den fremden
Ländern haben keinerlei Berührungsängste. Hermann Brodmann hatte wie
immer seine Gitarre mit dabei und nach einigen Volksliedern
ergriff ein Vater einer Flüchtlingsfamilie die Gitarre und sang und
begleitete spontan ein paar Lieder aus seiner Heimat. Es wurde ganz
ruhig und man spürte das Verbindende der Musik.
Auch Fladenbrot wurde auf dem Grill gebacken und dann auch verteilt und
probiert. Die Kinder nutzen natürlich auch den schönen Sommerabend, um
einfach herumtollen zu können. Die Märchenerzählerin aus Bad Waldsee
zog dann alle in ihren Bann und band die Kinder und Erwachsenen in ihre
gekonnt und spannend vorgetragenen Geschichten ein. So verging die Zeit
wie im Fluge und als es eindämmerte, war es soweit: An vier Ecken
durften die Kinder den Stapel anzünden und nach anfänglichen
Schwierigkeiten loderten dann die Flammen und die Funkten sprühten in
den Nachthimmel, wo inzwischen die Sterne leuchteten und eine besondere
Stimmung hervorzauberten. Man erzählte sich Geschichten und die Kinder
lagen teilweise auf Decken vor dem Feuer und sahen in die Glut hinein.
Gegen später kamen noch Kinder von der Waldbühne dazu, die vorher noch
auf der Theaterbühne standen. Ein paar Kleineren waren die Augen dann
doch zugefallen, als nach Mitternacht das Feuer soweit abgebrannt war
und alle sich nach einem erfüllten Abend auf den Heimweg machten.